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Montag, 6. März 2017

Language Proficiency Check



Wie ich ich euch schon erzählt habe, stehen euch am Weg ins Cockpit einige Prüfungen bevor. Neben den 2 großen, der praktischen und theoretischen PPL Prüfung, ist der LPC eine davon.
Alle Standard-Phrasen welche man für den Flugfunk braucht, werden mit dem AFZ (bzw EFZ oder BFZ) abgedeckt. Der LPC bestätigt, dass man sich auch abseits dieser Phrasen verständigen kann. 
Da in den vergangenen Jahren viele Unfälle aufgrund von mangelndem Verständnis der gesprochenen Sprache (am Funk fast immer Englisch) passiert sind oder zumindest durch ein gutes Verständnis verhindert werden hätten können, hat sich die ICAO dazu entschlossen, diese Überprüfung einzuführen.
Man kann ihn jeweils für die Landessprache und Englisch absolvieren. In Österreich erlaubt ein bestandener Check in Deutsch Flüge innerhalb des Landes, ein bestandener Englisch Check auch solche außerhalb der Staatsgrenzen. Bestanden heißt für einen Piloten, dass man ein Level 4 oder mehr erreicht hat.   
Von der geforderten Grammatik und Komplexität kann man ein Level 4 mit dem Englischniveau nach einem Pflichtschulabschluss vergleichen. Wieso ihr euch trotzdem auf diesen Check vorbereiten solltet erzähle ich euch unten bei meinen Erfahrungen. 
Die genauen Beurteilungskriterien könnt ihr HIER nachlesen.

Level 4: Operational → 4 Jahre gültig
Level 5: Extendet → 6 Jahre gültig
Level 6: Expert → unbegrenzt gültig

Vor der Prüfung muss man bekannt geben, für welches Level man antritt. Die Prüfung kann natürlich immer schlechter bewertet werden (also eine Level 6 Prüfung z.B. mit einem Level 4 oder 5), aber nicht besser. Dies liegt daran, dass bei einem höheren Level auch komplexere Fragen verstanden und bearbeitet werden müssen.  Solltet ihr aus irgendeinem Grund etwas Niedrigeres als ein Level 4 erreichen, gibt es grundsätzlich die Möglichkeit die Prüfung jederzeit zu wiederholen. Solltet ihr ein wirklich schlechtes Ergebnis erzielen, wird euch hier der LAB einen Sprachkurs nahelegen. Mir ist allerdings kein solcher Fall bekannt.

Wer sich in Österreich einmal mit diesem Thema beschäftigt hat, dem wird schnell auffallen, dass die Erfahrungen mit dieser Englischprüfung verschiedener nicht sein könnten. Dies liegt daran, dass sich der Prüfungsmodus und die Bewertungskriterien in den letzten Jahren stark und mehrmals geändert haben. Da ich damals noch keine Pilotin war, kann ich euch hier nur schildern, was mir verschiedene Piloten erzählt haben: Vor einigen Jahren war es noch sehr einfach ein Level 6 zu erhalten, weswegen fast alle der älteren Piloten und Pilotinnen diesen Level haben und lebenslang behalten. Damals überprüfte und bewertete ein einzelner Prüfer diesen Test. Manche dieser Prüfer sprachen jedoch selbst nicht perfekt Englisch und gaben Piloten die gleich gut oder nur wenig schlechter waren auch ein Level 6. Durch die auffällig hohe Anzahl der 6er Levels (die eigentlich Muttersprache entsprechen) in Österreich wurde jedoch die ICAO auf den Prüfungsmodus aufmerksam und beanstandete diesen. Danach wurde erst ein 2. Prüfer hinzugezogen bis man das heutige System einführte:
Heute überprüfen in Österreich 3 Personen, ein Sprachkompetenzprüfer (LPE), meist selbst Pilot, ein linguistischer Experte (LPLE) und der Aviation Language Assessment Body die Prüfung. Außerdem hat die Behörde Zugriff auf die Aufzeichnung der Prüfung. Bewertet wird nach strikt vorgegebenen Regeln und das Level 6 ist somit nur mehr wirklich gut sprechenden PilotInnen vorbehalten.
Im Gegenteil zu vielen anderen Ländern, in denen man ein Level 4 z.B. nebenbei während eines Checkfluges mit dem Fluglehrer erhalten kann, entstehen hier für den österreichischen Flugschüler durch die 3 Prüfer natürlich auch extrem hohe Kosten. Hinzu kommen noch die extra Kosten für eventuelle Vorbereitungskurse oder Unterlagen. Deswegen macht es sich durchaus bezahlt, ein möglichst hohes Level anzustreben. 


Nach dieser etwas länger geratenen Einführung erzähle ich euch nun von meinen Erfahrungen. Da ich derzeit wirklich sehr viel für die Uni zu lernen habe und in nächster Zeit ja auch noch die 2 PPL Prüfungen anstehen, habe ich mich dazu entscheiden erstmal für ein Level 4 anzutreten. Zur Vorbereitung habe ich das Buch English Language Proficiency für Piloten von Sabine Mertens verwendet, da mir dieses von Florian, einem anderen Flugschüler empfohlen wurde. 
Da ich seit meiner Matura vor mittlerweile 4 Jahren kaum Englisch gesprochen habe, bin ich mit Hilfe des Buches die Zeiten durchgegangen und habe es danach hauptsächlich für die Beantwortung möglicher Fragen, diese werden in den letzten 2 Kapiteln beschrieben, verwendet. Es liefert einem außerdem sehr viele luftfahrtspezifische Vokabeln, von denen sehr viele für den Test fast unerlässlich sind. 
Da diese Vokabeln und Phrasen im Schulenglisch natürlich nicht vorkommen, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig sich auch mit guten Englisch Kenntnissen auf diese Prüfung vorzubereiten. 
Nach dieser kurzen Wiederholung und ein ein paar Abenden zum Üben bin ich also zum Check angetreten. 
Herr Ing. Neugebauer, mein LPE, hat mich bereits zu unserem Termin erwartet und herzlich begrüßt. Er hat sich vor der Prüfung wirklich lange Zeit genommen um mit mir den Ablauf und Background der Prüfung, sowie auch alle meine Fragen in Ruhe durchzugehen. Als alle Unklarheiten beseitigt waren, musste ich noch ein Formular ausfüllen und durfte dann mit der Prüfung beginnen.
Die Prüfung selbst wird aufgenommen, weswegen auch nur einer der Prüfer anwesend sein muss. Der erste Teil besteht aus einem Computer Based Test. Das Computerprogramm stellt euch also Fragen und ihr müsst diese beantworten. Bei mir kamen folgende Arten von Fragen vor: 
-Offene Fragen, z.B. Nach eurem ersten Flug oder allgemein wie eine Flugvorbereitung auszusehen hat
-Read-backs wie beim AFZ 
-Buchstaben, Zahlen, Headings und Höhen richtig nach ICAO Vorgaben lesen 
-Fragen zu zuvor gehörten Texten oder Funksprüchen
-Bildbeschreibungen oder sonstige Fragen zu Bildern
-Benennen von Flugzeugteilen

Die Fragen werden hierbei eine nach der anderen gestellt und es gibt fixe Zeitfenster für die Antworten, nach denen sofort die nächste Frage kommt. Es gibt also keine Pausen. 
Bei Level 4 gibt es allerdings die Möglichkeit einen Say Again Button zu betätigen, um die Frage oder den Funkspruch ein zweites mal zu hören. Diesen sollte man aber nicht zu oft betätigen, da es zu Abzügen führt. 
Bei offenen Fragen solltet ihr probieren die Zeit mit eurer Antwort zu füllen, bei einem read-back, dem Ablesen von Buchstaben oder Ähnlichem muss eure Antwort natürlich nicht zeitfüllend sein. 
Anschließend an diese ca. 25-30 kurzen Fragen (Antwortdauer zwischen ein paar Sekunden und ca. 2 Minuten) kommt das Interview mit dem LPE, welches auch aufgezeichnet wird.
Dieses dauert ca. 15 Minuten und kann Fragen über euch, die Fliegerei oder auch Bildbeschreibungen beinhalten. Auch hier gilt mehr ist mehr, man sollte also lange, ausführliche Antworten und keine einsilbigen Antworten geben. Dieses Gespräch fand ich persönlich angenehmer als den computerbasierten Teil, da man keinen Stress hat und der LPE auf die Antworten oder etwaige Missverständnisse eingehen kann. 
Am Ende des Interviews wurde die Sprache gewechselt und ich musste ein oder zwei Fragen auf deutsch beantworten, um mein Level 6 darin zu bekommen. 
Nach der Prüfung habe ich die Zeit genutzt und um ein kurzes Feedback gebeten, da man das Testergebnis ja erst ein paar Tage später, wenn es von allen Dreien kontrolliert wurde, erhält. 

Keine 3 Tage später bekam ich auch schon eine E-Mail, in der dann offiziell gültig mein Level 4 bestätigt wurde.


Solltet ihr irgendwelche Fragen zu diesem Thema oder Wünsche für weitere Themen haben, hinterlasst mir einfach einen Kommentar oder eine Nachricht und ich werde diese so gut wie möglich beantworten. 

2 Kommentare:

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